„Auf einer Flusslänge von 40 Kilometern sind 40.000 Menschen mehr oder weniger stark betroffen: Vom Stromausfall bis zu einem völlig zerstörten Haus“, lautet die erste Bilanz von Achim Juchem, Bürgermeister der Gemeinde Grafschaft (Rheinland-Pfalz).
Im neuen Podcast der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen berichtet er Dr. Emanuel Wiggerich und Detlef Cwojdzinski über die Folgen des Hochwassers in seiner Stadt.
Mehr als 130 Menschen in der Region starben bei der Katastrophe am 14. Juli 2021.
„Es sind vier Kommunen besonders stark betroffen“, so Achim Juchem im Podcast und lobt die Hilfsbereitschaft der Nachbarstädte. „Es gab Verwaltungshilfe, Kindergartenplätze oder Hilfe durch die Feuerwehren.“ Über die Jahre ist zwischen den Gemeinden in der Region Ahrweiler „ein gutes Netzwerk“ entstanden. Hilfreich war in der Situation auch ein Hochwasserschutzkonzept, an dem seit 2016 kontinuierlich gearbeitet wird. So entstand ein Katalog von 100 Einzelmaßnahmen, an dem Bürger:innen und Landwirt:innen mitgearbeitet und ihre Erfahrungen beigesteuert haben. „Wir haben zum Beispiel die Zuflussbreite der Bäche erfasst“, berichtet Achim Juchem. Danach sei an bestimmten Bächen ein Frühwarnsystem mit einer Vorwarnzeit von 30 Minuten installiert worden.
Selbstschutz geschult
Gleichzeitig gab es Maßnahmen, um den Selbstschutz der Bürger:innen zu schulen. „Es werden Sandsäcke zur Verfügung gestellt oder eine Vor-Ort-Beratung“, erzählt der Bürgermeister. Darüber hinaus warnt die Gemeinde im Frühjahr über die Medien regelmäßig vor der Hochwassergefahr.
Ergänzt wurden diese Informationen auch durch praktische Maßnahmen. „Gemeinsam mit der Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk gab es Schulungen, Kellerfenster zu sichern oder Sandsäcke zu füllen“, so Juchem.
Darüber hinaus können Bürger:innen oder Vereine Bachpatenschaften übernehmen und müssen „ihren“ Bach regelmäßig kontrollieren und Gefahren melden, zum Beispiel umgestürzte Bäume, die den Bachlauf blockieren und bei einem Hochwasser zur Gefahr werden. Außerdem kontrollieren ehrenamtliche Helfer:innen bei Starkregen die Regenrückhaltebecken.
Achim Juchem lobt die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Ahrweiler. Hier sei ein Konzept zur Trinkwasserversorgung in Krisensituationen entstanden. „Ich weiß die fachliche Expertise zu schätzen“, lautet seine Bilanz der Zusammenarbeit. Am Ende dankt er allen Helfer:innen, die in den vergangenen Tagen in der Region Ahrweiler im Einsatz waren.
Für die betroffene Region gibt es einen Spendenaufruf. Alle Informationen finden Sie hier:
is.gd/Hochwasserhilfe
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Aufgenommen am Montag, 26. Juli 2021